Die einfachsten Mittel sind manchmal die wirksamsten, dachte sich offenbar der Landesseniorenrat. Eine ebenso simple wie geniale Idee will er gegen Einsamkeit und Isolation einsetzen, die viele ältere und alleinstehende Menschen in der Zeit der Pandemie verstärkt empfunden hatten. Als gemeinsame Aktion in ganz Baden-Württemberg hat er dazu das „Schwätzbänkle“ angeregt, eine Einrichtung, die in anderen europäischen Ländern bereits erfolgreich erprobt wurde: Bereits vorhandene oder eigens an prominenten Plätzen in der Gemeinde aufgestellte Sitzbänke werden mit einem deutlichen Hinweisschild als „Schwätzbänkle“ deklariert. Jede Frau und jeder Mann, die dort Platz nehmen signalisieren damit: „Ich will angesprochen werden. Ich möchte zuhören und möchte erzählen.“ Die landesweite Aktion startet am 5. September in allen teilnehmenden Kommunen, in Weingarten war sie bereits am 3. September unter regem Interesse der Öffentlichkeit angelaufen. „Als wir davon gehört haben, hat Weingarten sofort zugestimmt und unser gemeindlicher Bauhof hat das sofort umgesetzt“, berichtete Bürgermeisterstellvertreter Wolfgang Wehowsky beim ersten Treff am Schwätzbänkle in der Bahnhofstraße. Er erinnerte, dass Weingarten in der Vergangenheit schon solch einen Treffpunkt hatte, den „Babbelnussboam“ in der Burgstraße. Nach Abschluss der Sanierung der Burgstraße werde übrigens an alter Stelle ein neuer junger Babbelnussboam auferstehen, verkündete Wehowsky. Mit einem zweiten Schwätzbänkle drumrum. Auch ohne Corona seien manche und auch nicht nur ältere Menschen einsam, die Pandemie habe das nur noch verstärkt. Er könne nur alle einladen, initiativ zu werden, aus dem Haus zu gehen und Kontakt zu suchen. Dafür sei diese Bank der ideale Anlaufpunkt. Weitere Bänke sollen folgen. Zur Eröffnung hatten sich die an der Entscheidung beteiligten Gruppen – Ortsseniorenrat, Landfrauen und Arbeiterwohlfahrt – eingefunden und das Bänkle schon gut in Beschlag genommen. „Der Platz ist gut gewählt“, sagte Gabriele Streit vom Ortsseniorat Weingarten, „vielleicht wird man anfangs ein bisschen belächelt, aber es wird sich schnell entwickeln, denn miteinander zu sprechen, tut jedem gut“. Anita Kieninger von den Landfrauen sprach in ihrer lebhaften Art die Vorübergehenden an und mehrere Passanten folgten gerne ihrer Einladung, ein paar Minuten zu verweilen. Im Zeitraum von eineinhalb Stunden war ein reges Kommen und Gehen. Auch das Träuble ließ sich blicken und nahm für ein paar Minuten Anteil an der neuen Aktion, die die Weingartner Seniorinnen und Senioren wieder ein Stück weiter bringt. Barbara Hanke, die zufällig vorbeigekommen war, meinte dazu: „Der Tag hat gut angefangen“. „Eine sehr gute Idee“ befand das auch Margit Weis aus Blankenloch, die im Schokoladenlädchen einkaufen war.  Sogleich kamen Vorschläge aus den Reihen der Passaten für weitere Standorte:  außer beim Babbelnussboam noch in der Waldbrücke und am Bahnhof unten bei der Apotheke.