Aktive Einbindung der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund

In Baden-Württemberg lebten 2019 rund 1,77 Millionen Menschen mit ausländischem Pass. Damit haben rund 15,9 Prozent der Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs eine eigene oder eine über mindestens einen Elternteil mitgebrachte Zuwanderungsgeschichte. Die zunehmende Vielfalt in der Gesellschaft macht auch in der Pflege nicht Halt. Die Anzahl pflegebedürftiger Migrant*innen wird in den nächsten Jahren stark steigen. Das betrifft vor allem diejenigen, die 60 Jahre und älter sind. Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund aufgrund sprachlicher, soziokultureller und finanzieller Barrieren – trotz formell gleicher Zugangsrechte – schwerer Zugang zu Informationen zum Thema Gesundheit und Krankheitsbilder im Alter, Pflege und Beratungs- und Hilfsangebote sowie zu den Leistungen der sozialen Pflegeversicherung finden als Menschen ohne Migrationshintergrund.

Um den Zugang von Menschen mit Migrationshintergrund zu diesen gemeinschaftlichen Selbsthilfeaktivitäten zu ermöglichen, bedarf es einer aktiven Einbindung der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund vor Ort. Das Quartier wird hierbei als Schlüssel einer vernetzten Hilfe- und Unterstützungsstruktur gesehen, welche die Möglichkeit bereithält, bedarfsgerechte Lösungen und passgenaue Angebote zu entwickeln.

Ziel des Modellprojekts ist es, die Angebotspalette des § 45 d SGB XI für Menschen mit Migrationshintergrund sowie deren Angehörigen zu öffnen und partizipativ weiterzuentwickeln. Um eine möglichst große Vielfalt von Angeboten zu entwickeln und zu initiieren, soll auf eine Auswahl von Modellstandorten verzichtet werden. Vielmehr sollen bestehende Angebote angesprochen, im Austausch mit Migrantenorganisationen Angebote aufgebaut und entwickelt werden. Im Nachgang werden die unterschiedlichen Ideen und Ansätze praktisch beschrieben, gebündelt und dienen so der Nachahmung.

Darüber hinaus wendet sich das Modellprojekt der Frage zu, wie Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur als Empfänger der Hilfe- und Unterstützungsleistungen, sondern auch als Unterstützer und Hilfegeber fungieren können. Der Prozess, wie diese Personengruppen als ehrenamtliche HelferInnen gewonnen, eingesetzt und begleitet werden, ist ein weiteres Ziel des Vorhabens.

Das gemeinsame Essen in Form eines Betreuten Frühstücks, Mittagstischs oder Kaffeenachmittags ermöglicht, ältere Menschen in vorhandene Hilfe- und Unterstützungsstrukturen zu integrieren. Als Selbsthilfeinitiativen sind diese im sozialen Nahraum verortet. Bürgerschaftlich Engagierte gestalten gemeinsam mit Fachkräften das Treffen, begleiten und unterstützen die Gäste.

Der Abschlussbericht des Modellprojekts „Interkulturelle Mittagstische für Senior*innen“ stellt in der Zusammenfassung die Erfahrungen von unterschiedlichen  Projektstandorten dar.

Im Rahmen der Online-Abschlussveranstaltung am Dienstag, 07. November 2023  wurden die Ergebnisse des Modellprojekts vorgestellt. 

Das Projekt wird gemeinsam mit dem Entwicklungswerk und der Agentur Pflege engagiert durchgeführt.

Das Projekt InMiS wird durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration gefördert.